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Fliegende Bierdosen und spuckende Fische am Lake Argyle

Ruhig liegt der See vor uns, die roten Felswände reflektieren die letzte Abendsonne und werfen das Echo von Jakobs Schrei zurück, als ihm ein frecher Schützenfisch direkt ins Gesicht spuckt. Anstatt sich mit den Insekten auf der Wasseroberfläche zu begnügen, hat dieser Fisch eine ausgeklügelte Jagdtaktik entwickelt: Mit seiner Spucke „schießt“ er vorbeifliegende Insekten aus der Luft und verschlingt sie dann blitzschnell. Jakob ist begeistert und hat mit seinen kleinen Fingern Fliegen imitiert, bis die Lockversuche nach einer guten Weile endlich erfolgreich sind.

Das Wasser hat Badewannen-Temperatur und ist damit perfekt für Stefan - und die rund 25.000 Süßwasserkrokodile, die im Lake Argyle leben. „Freshies“ schauen zwar respekteinflößend aus, sind im Allgemeinen aber harmlos. Sie sind mit bis zu 3 Metern Länge deutlich kleiner als die gefährlichen Salzwasser-Krokodile. Dem Schwimm- und Badespaß im Lake Argyle steht also nichts entgegen.

Der Lake Argyle ist mit fast 1.000 Quadratkilometern Fläche der zweitgrößte Stausee Australiens. Wir verbringen die Osterfeiertage am einzigen Campground am See, der mit einem der allerschönsten Infinity Pools der Welt aufwarten kann. Vom Schwimmbad aus eröffnet sich ein unglaublicher Ausblick auf den Lake Argyle und die umliegenden Hügel, die den See begrenzen. Am Karfreitag mache ich mir selbst ein kleines Ostergeschenk und stehle mich zum Yoga am Pool, das in den kühlen Wintermonaten jeden Tag um 7 Uhr morgens angeboten wird. Durchatmen und Auszeit-Nehmen unter weiß blühenden Frangipani-Bäumen - auch das gehört zu einer langen Reise und kommt beim reisen mit Kind leider oftmals zu kurz.

Am Abend folgt dann das Highlight für Jakob: Unsere sympathische Campingplatz-Nachbarin und Frauchen von Minnie und Gus, zwei Border Collies, mit denen Jakob Freundschaft geschlossen hat, kommt mit einer kleinen Gefleckten Python auf dem Arm zu uns rüber. Sie ist Tierärztin und weiß genau, was sie tut - beruhigend, wenn a) Schlangen direkt vor unserem Campervan rumkriechen und b) Jakob diese unbedingt streicheln will.

Und dann ist auch noch Stefan dran: Sein Highlight ist wohl die abendliche Bootsfahrt über den Lake Argyle. Unser Guide Greg teilt eine ganze Menge interessanter Fakten und Anekdoten zum Lake Argyle (die ich leider nicht weitergeben kann, weil Jakob mich zur gleichen Zeit vehement zum Geschichten-Erzählen auffordert und ich deshalb nur mit einem Viertel Ohr zuhöre). Aber Stefans glückliches Gesicht, als er im See schwimmend eine Dose Bier auffängt, die Greg ihm zuwirft, ist den Ausflug wert! (Das findet dann übrigens auch Jakob faszinierend, dessen lautstarker Ausruf: „Look Mama, flying beer cans!“ das ganze Boot zum Lachen bringt.)

Alles in allem verbringen wir drei äußerst gelungene Tage hier - der Lake Argyle ist bei jeder Westaustralien-Reise definitiv den Abstecher wert!