Nächtliche Abenteuer: Buschfeuer, wilde Kühe und ein harmloses Krokodil
Unsere bisher längste Fahrt ist nicht geplant, sondern passiert einfach, weil es am Ende nicht anders geht. 939 Kilometer, auf denen wir durch ein gespenstisches Outback-Dorf fahren, in dem Aboriginals an der Tankstelle wegen einer gestohlenen Dose Coca Cola verhaftet werden und während unseres 15-minütigen Aufenthalts dreimal die Polizeisirene tönt (hier wollten wir eigentlich übernachten, folgen dann aber unserem Bauchgefühl und fahren weiter). Neuneinhalb Stunden, von denen Jakob nur die letzte am iPad verbringt und in den restlichen ebenso gebannt wie wir aus dem Fenster schaut. Eine Schrecksekunde, in der wir bei unserem alternativen Nachtlager, das wir genau zu Sonnenuntergang erreichen, das handgeschriebene Schild lesen: „Closed due to Covid“. Eine Vollbremsung, als eine freilaufende Kuhherde den zweispurigen Highway überquert. Die vorsichtige Fahrt zum nächsten Roadhouse, 100 Kilometer durch die Kimberley Range, auf deren Flanken hunderte kleine Buschfeuer die Nacht erhellen. Und das herzliche Willkommen in der Doon Doon Station, wo uns weit nach Sonnenuntergang nicht nur ein überraschend gepflegter Campingplatz, sondern auch ein saftiger Barramundi-Burger erwartet.
Bei den Feuern handelt es sich um "hazard reduction burns" - Feuer, die von den Aboriginal gelegt werden, um größeren Buschbränden vorzubeugen.
Ein deftiges Abendessen schmeckt nach so einem aufregenden Tag besonders gut.
Wer ist hier der Herr am Campground?
Die Doon Doon Station, unsere Rettung in der Not.
Nach einer erstaunlich geruhsamen Nacht beobachten wir am Morgen die knallroten Finken, die in den hohen Gräsern sitzen. Wir halten Sicherheitsabstand zum Bullen, die plötzlich auf den Campingplatz spaziert, während uns eine liebenswürdige ältere Dame erzählt, warum sie und ihr Mann sich zum permanenten Reisen entschlossen haben und hier auf der Station jetzt vier Monate lang als Hausmeisterpaar arbeiten, weil ihnen die Gegend so gefällt. Dann geht es an die Reiseplanung für den Tag - durch die Monsterfahrt haben wir immerhin mehr als vier Stunden gewonnen. Und wieder einmal stellt sich heraus, dass das Ungeplante oft das Beste ist: Ganz in der Nähe befindet sich ein kleiner, aber feiner National Park mit einem schwimmsicheren Water Hole.
Ein steiler Abstieg führt an Boab-Bäumen vorbei hinunter zum The Grotto, einem dunklen See, der von einem hohen Wasserfall gespeist wird und von Felswänden eingerahmt ist. Hier gibt es laut Internet keine Krokodile und Stefan stürzt sich mit Jakob in‘s kalte Wasser. Doch das eigentliche Highlight sind die kleinen Wasserfälle im Amphitheater, unter denen wir uns den Staub der Straße vom Leib waschen können.
Wir wandern an der Schlucht entlang, bevor es über die natürlichen Stufen steil nach unten geht.
Jakob testet vor - diese Pfütze ist krokodil-frei! (Man beachte den Boab-Baum rechts hinten)
Und dann geht's hinunter in's Vergnügen...
The Grotto ist ein dunkler, von roten Felswänden eingerahmter See.
Spiel und Spaß in der Schlucht...
...und unter den Wasserfällen, die über die Felsstufen nach unten fallen.
Nach einem ausgiebigen Bad fahren wir weiter in den Mirima National Park, der nur wenige Kilometer außerhalb von Kununurra, unserem nächsten Stopp, liegt. Die Felsformationen hier erinnern an die weit berühmteren Bungles Bungles fünf Stunden weiter südlich, die wir leider nicht erkunden können, weil uns der geeignete geländegängige fahrbare Untersatz fehlt. Doch hier ist es (beinahe!) ebenso schön und Jakob fährt auf seinem push bike den Rundweg nicht nur einmal, sondern dreimal.
Nach dem Baden, vor dem Wandern - da ist erst mal eine Stärkung angesagt!
Der kurze Spazierweg ist kinderfreundlich und Jakob saust auf seinem Rad gleich dreimal die Runde.
In Kununurra campen wir an einem großen See. Als wir am Abend mit Taschenlampe bewaffnet am Ufer entlang spazieren, reflektieren weit draußen im Wasser Dutzende Augenpaare - croc country lässt grüßen! Und dann stolpern wir fast darüber, über das Krokodil, das uns da am Ufer anlächelt. Zum Glück hat uns die freundliche Rezeptionistin vorgewarnt: Das ist „nur“ Gummy, der seit Jahren hier wohnt und seinen Namen vom Zahnfleisch hat, das die vielen fehlenden Zähne freigelegt haben. Harmlos oder nicht, wir sind um eine tierische Erfahrung reicher. Außerdem ist die Begegnung eine gute Vorbereitung auf die bevorstehende Bootsfahrt auf dem Lake Argyle. In Australiens zweitgrößtem Stausee tummeln sich nämlich geschätzte 25.000 Krokodile - und laut Broschüre sind zwei Stops zum Schwimmen in der Bootsfahrt inbegriffen… Doch davon mehr im nächsten Beitrag!
Erste Sehenswürdigkeit auf unserem Campingplatz ist dieser über 2.000 Jahre alte Boab-Baum - WOW!
Die Lage am See ist einmalig und wir verbringen den Nachmittag mit Faulenzen.
Ein Ibis, liebevoll auch "bin chicken" genannt wegen seiner Fähigkeit, Mülltonnen und -säcke zu öffnen..
Die wahre Attraktion am Campingplatz - Gummy, das wilde aber harmlose Krokodil.
"Schau mir in die Augen, Kleines!"