Karijini NP: Das Paradies ist hügelig und rot
Noch drei Sprossen, dann haben wir ihn geschafft, den steilen Abstieg, der durchaus als Jakob’s erster Klettersteig gelten kann. Lange Leitern führen hinunter in die Schlucht, aus der sich majestätische Felswände erheben. Stefan testet vor und gibt Entwarnung. Mit Jakob auf den Schultern können wir problemlos durch das hüfthohe Wasser am Fuß der Leitern waten. Auf der anderen Seite wartet der eigentliche Rockpool, den hohe Felswände von drei Seiten einrahmen. Keine Menschen, nur wir, ein natürlicher Pool und der rote Felsen, der so typisch ist für das australische Outback. Wir plantschen, reden mit dem Echo, werfen Steine in’s Wasser und genießen die Kühle, die in starkem Kontrast steht zur Hitze in der Ebene nur wenige Meter über uns.
Der Karijini National Park ist Westaustraliens zweitgrößter Nationalpark. In der lokalen Aboriginal Sprache bedeutet Karijini “hilly place” (hügelige Gegend) und obwohl der Park jährlich 200.000 Besucher anzieht, gehört er zu den weniger bekannten Orten der Westküste. Völlig zu Unrecht, finden wir. Karijini ist mein absoluter Lieblingsort in Australien, und der Nationalpark schafft es immerhin in Stefans Top 5.
Die klaren, kalten water holes bieten müden Wanderern eine willkommene Abkühlung. In den Schluchten wachsen tropische Farne, auf der Ebene genügsame Wüstengräser und Eukalypten. Und obwohl wir uns in Geologie überhaupt nicht auskennen, können wir uns nicht sattsehen an den bunten Steinen und kreativen Felsformationen. Über die letzten 2.000 Millionen Jahre (!) hat Erosion dieses Land zu dem geformt, was Besucherinnen und Besucher heute in seinen Bann schlägt. Große Teile des National Parks können nur mit gutem Geländewagen mit Allradantrieb erkundet werden. Wir wagen uns an die 30 Kilometer lange dirt road, die vom Visitor Centre zu unserem Nachtlager, dem Karijini Eco Retreat führt.
Dusty road vom Visitor Centre zu unserem Nachtlager
Rote Erde, grünes Land, blauer Himmel
Hier haben wir ein Riesenglück und uns wird einer der schönsten, schattigen Campingplätze zugewiesen. Am ersten Abend beobachten wir vom Camper aus das spektakuläre Wetterleuchten über den Hügeln am Horizont. Wir zählen die vielen kleinen Frösche, die die Wände der Buschtoilette hochspringen und stolpern natürlich auch über einige große, aber harmlose Huntsman Spinnen.
Unser Lager
Abkühlung, egal in welcher Form
Blick vom Schlafzimmer
In der Abendsonne
Abendstimmung über dem Karijini
Wetterleuchten am Horizont
Am Morgen machen wir uns früh auf den Weg und fahren mit unseren Mountainbikes zum Eingang der Schlucht. In diese muss man wie in Australien üblich absteigen, da die Felswände nach unten abfallen (im Gegensatz zu den europäischen Bergen, in die man aufsteigt). Den ersten Teil meistert Jakob problemlos, doch dann eröffnet sich der Blick auf die steilen Eisenleitern, die zu den Joffre Falls hinunterführen. Wir überlegen kurz, ob wir den Abstieg mit ungesichertem Kleinkind riskieren können. Die Aussichten sind einfach zu verlockend und wir wagen uns an die sieben langen Leitern. Der kurze, aber heftige Schweißausbruch zahlt sich aus - die Gorge (Schlucht) ist wunderschön und die Kletterei ein richtiges Abenteuer.
"Jo, wir san mit'm Radl do..."
Abstieg in die Gorge
Wasser vortesten, bevor es in den hinteren Teil der Schlucht geht
Glücklicher Entdecker
Am späten Vormittag und bei Temperaturen um die 40 Grad wagen wir eine zweite kurze Wanderung in der Weano Gorge. Leider sind hier alle Wasserlöcher ausgetrocknet und die wohlverdiente Abkühlung bleibt aus. Dafür schrecken wir kleine Drachen auf, stolpern über die fotogensten Steine und können unzählige Markierungen abklatschen - die beste Motivation für unseren kleinen Wanderer.
Immer der Markierung nach
Termitenhügel entlang des Weges
Ein neugieriger kleiner Drache
Unser Entdecker immer vorne weg
Hier begeistern sogar die Steine
Nach zwei Nächten geht unser Aufenthalt im Karijini National Park leider zu Ende. Wir wir nutzen unseren letzten Vormittag für einen erneuten Ausflug zu den Fortescue Falls (Jubula) und dem Fern Pool (Jubura). Das Wasserbecken, das in einem natürlichen Amphitheater liegt, gehört uns ganz alleine. Wir schwimmen zum Wasserfall, fangen Kaulquappen in den kleinen Wassertümpeln auf den Felsen und lassen uns die Sonne auf den Bauch scheinen. Im Fern Pool, der den Frauen der lokalen Aboriginal-Stämme als heiliger Platz gilt, verpassen uns kleine Fische eine kitzelige Pediküre. Und wie bei jeder Wanderung suchen wir zwischen den Felsspalten nach “Maddy” - der Giftschlange aus Jakobs australischem Lieblingsfilm. Maddy bleibt zum Glück in ihrem Versteck. Was wir im Karijini aber finden, ist ein Stück vom Paradies.
“Local Pilbarans – both blackfella and whitefella – will advise you, with a wink, to be careful about the red dust getting into your veins. It is, of course, physiologically impossible. But there should be a warning about it getting into your soul.” - Australian Geographic #120
Amphitheater bei den Fortescue Falls
Auf dem Weg zum Fern Pool
Fortescue Falls
Aufwärmen nach dem Schwimmen
Schwimmbad ganz für uns allein!
Jakob sammelt Kaulquappen, während wir uns abkühlen
Happy :-)
Natürliche Felsstufen erleichtern den Rückweg
Millionen Jahre Erosion haben unterschiedlichste Gesteinsschichten hinterlassen